Poststempel
Die Poststempel sind in den Briefapparaten nach Aufbau des jeweiligen Stempeltyps wiedergegeben, hierbei rekonstruierte Poststempeldaten in eckigen Klammern ergänzt, schwer lesbare und nicht leicht rekonstruierbare Elemente mit Rautenzeichen (#) und fehlende Teile (etwa durch Ablösung der gestempelten Briefmarke) mit Platzhaltern in eckigen Klammern gekennzeichnet:
- Beispiel AM8: PSt. (lt. , S. 531, Nr. 112): TOB[LACH] [2] | [Tag] | [Monat] | [Uhrzeit] | [Jahr] | c
- Beispiel AM11: PSt. (lt. , S. 531, Nr. 112): TOBLACH 2 | 3 | # | # N | 10 | c
- Beispiel AM40: PSt. (lt. , S. 1140, t 6k20): 19/1 WIEN 117 | 12.X.10 – 6 | * 3a *
Die Darstellung folgt dem oberen Bereich des äußeren Stempelkreises im Uhrzeigersinn, dann dem inneren Ring von oben nach unten bzw. dem Steg von links nach rechts, schließlich wird der Schalterbuchstabe (, S. 60) bzw. das Unterscheidungszeichen für verschiedene Stempelgeräte (, S. 15a) wiedergegeben. Hinter dem Ort steht das Postamt (Nummer), bei den Wiener Stempeln werden vor dem Ort zusätzlich Gemeindebezirk und Zustellerkreis genannt.
Eine Großzahl an Umschlägen tragen Poststempel mit Uhrzeitangaben. Dazu gehören alle Stempel des Postamtes Toblach 2, das sich am Bahnhof befand. Grundsätzlich treten hier zwei (nach eruierte) Stempeltypen in Erscheinung:
Der Typ Nr. 112 unterscheidet Tageszeiten durch arabische Ziffern mit den nachfolgenden Buchstaben „V“ für die Vormittags-, „N“ für die Nachmittags- und „A“ für die Abendstunden (vgl. , S. 243). Stempel nach dem Typ Nr. 173 zeigen die Uhrzeit rechts nach dem Gedankenstrich, jedoch mit anderen Unterscheidungsmerkmalen für die Tageszeiten: „Die römischen Ziffern bedeuten die Zeit von 1 Uhr früh bis mittags, die arabischen jene von 1 Uhr nachmittags bis Mitternacht“ (, S. 45). Auch die Poststempel aus Abbazia (Opatija), Berlin W[est], Breitenstein am Semmering, Franzensbad und Wien folgen diesem Schema, die Stempel aus Wilmersdorf bei Berlin und Κέρκυρα (Korfu) mit dem Buchstaben „Ɛ“ für den griechischen Begriff Ɛσπέρα (Espéra = Abend) dagegen dem zuerst genannten Prinzip.
Die Poststempel aus New York und Buffalo verwenden eine zweimalige 12-Stunden-Zählung durch die Unterscheidungszeichen „AM“ und „PM“, die nach Vergleichen mit anderen Stempeln aus der Zeit (, http://marcophilie.org/x/x-]paris-i.html, letzter Zugriff 02.07.2021) rekonstruierten französischen Stempel aus Neuilly-sur-Seine und Paris dagegen die 24-Stunden-Zählung.
Die übrigen, ebenfalls nach wiedergegebenen Südtiroler Poststempel beinhalten keine Uhrzeiten: Toblach [1] (Typ Nr. 31), Franzensfeste (Typ Nr. 171), Niederdorf im Pusterthale (Typ Nr. 130) und Tre Croci (Typ Nr. 170).
Die Stempel aus Tobelbad, Semmering und Wien wurden nach (Typenschlüssel) und (Katalog) größtenteils rekonstruiert und nach Ordnungsbuchstabe sowie Stempeltype identifiziert, dadurch auch diverse (Wiener) Bezirke, Zustellerkreise und Postämter erfasst. Umschläge von 1911 bis 1914 zeigen Wiener Poststempel vor allem aus dem Postamt 117 in Ober[-]Döbling, bei dem sich seit 1903 eine zusätzliche Rohrpoststelle befand (, S. 37 und Beilage 2). Rohrpost unterlag besonderen Regelungen: „Bei der Annahme von pneumatischen [= mit Druckluft beförderten] Korrespondenzen sind diese abzustempeln und durch Vormerkung der Instradierungschiffre in der linken oberen Ecke mit Farbstift zu instradieren [= den Weg, auf dem eine Sendung befördert werden soll, festlegen]“ (, S. 23f.). Der Umschlag von AM126 trägt einen entsprechenden Telegraphenstempel vom Postamt 117 aus dem ersten Zustellerkreis im 19. Wiener Gemeindebezirk. In der linken oberen Ecke wurde frankiert (s. , S. 38), in der rechten oberen Ecke befindet sich das Zeichen für die Zielrohrpoststelle, die handschriftliche Instradierungschiffre „W“ in blauem Buntstift. Ein weiterer Telegraphenstempel auf der Umschlagsrückseite nennt dieses Ziel, die Telegraphenzentralstation im ersten Zustellerkreis und Gemeindebezirk (für die anderen Rohrpoststellen wurde die Chiffre „W“ mit Ziffern ergänzt), und dokumentiert den Empfang mit für solche Stempel typischer Stunden- und Minutenangabe. Von der Zielrohrpoststelle aus wurde schließlich das Schreiben per Boten ausgeliefert. Die Beförderungsdauer von Station zu Station ist durch Stempelvergleich möglich (hier: 40 Minuten), wobei die arabischen Ziffern bei Rohrpost nur als Vormittagszeiten erklärbar sind.
Die Umschläge von Eilbriefen AM77, AM78 und AM153 wurden „beim [deutschen] Bestimmungsamt mit dem Tagesstempel bedruckt, und zwar […] auf der Rückseite“ (, S. 11). Solche Eilbotenstempel ergänzten die Zusteller mit einem weiteren Stempel: „Große Ämter weisen den im Telegramm- und Eilzustelldienst Beschäftigten Nummernstempel zu, mit denen die Zusteller die von ihnen abzutragenden Eilbriefe zu kennzeichnen haben. […] Den Abdruck findet man in der Regel auf der Briefrückseite“ (, S. 42; s. auch die Tafel 21 auf S. 69). Demzufolge lässt sich ein solcher Zustellerstempel auch auf dem Telegramm AM55 finden.
Der Umschlag von AM69 trägt neben einem Fehlportovermerk und Portostempel zusätzlich einen Stempel zur Entlastung des Briefträgers. „Das Aufgabepostamt vermerkte ein Fehlporto in blauer Farbe auf dem Brief. Das Empfängerpostamt war damit verpflichtet das fehlende Porto einzuziehen und damit mit dem Fehlporto belastet. Am Ankunftsort mussten solche taxierten Beträge in das Portobuch des Briefträgers eingetragen werden. Wenn nicht zugestellt werden konnte, wurden sie wieder ausgetragen und der Briefträger damit entlastet. Zur Bestätigung wurde dann ein ‚Entlastet-Stempel‘ abgeschlagen [= gestempelt], über den nur größere Postämter verfügten. Der Beleg ging dann zurück an das Aufgabepostamt“ (; s. auch Porto).